Am Rande des P13 der Ringgau
Der Ringgau ist ein durch eine hercynische Talung geteiltes mittelgebirgsartiges Muschelkalk-Hochplateau im Nordostteil Hessens und im Westteil Thüringens (Deutschland). Er liegt links bzw. nordwestlich der Werra bei Creuzburg und wird nach Norden, Westen und Süden von den Buntsandstein-Landschaften des Fulda-Werra-Berglandes umgeben.
Die zentrale Gemeinde des Ringgau heißt ebenfalls Ringgau.
Lage und Grenzen
Der Ringgau liegt unweit westlich des Mittelpunkts Deutschlands im hessischen Werra-Meißner-Kreis und, zu etwas kleineren Anteilen im Nordosten, im thüringischen Wartburgkreis. Er befindet sich westlich der Werra und östlich der (Ulfe und der) Sontra zwischen dem Richelsdorfer Gebirge im Südwesten, dem Hosbach-Sontra-Bergland im Westen, den Ausläufern des Hohen Meißners im Nordwesten und dem Schlierbachswald im Norden.
Jenseits der Werra liegen die dem Hainich vorgelagerten Höhenzüge Wanfrieder Werrahöhen und Falkener Platte im nördlichen Osten, der Creuzburg-Eisenacher Graben im südlichen Osten und der Thüringer Wald im Südosten.
Östlich vorbei am Ringgau verlief früher ein Abschnitt zur ehemaligen Innerdeutschen Grenze und damit zur DDR bzw. zu Thüringen, an dem noch Grenzanlagen und Patrouillen-Wege erhalten oder zu erahnen sind, so auch bezüglich der damaligen Grenzstation „India“, an der während des Kalten Kriegs eine US-Radarstation betrieben wurde.
Naturräumliche Gliederung
Das Muschelkalk-Plateau des Ringgau wird in Westnordwest-Ostsüdost-Richtung durch die Netra-Ifta-Talung, in der im Westen die Netra zur Sontra und im Osten die Ifta zur Werra fließt, zerschnitten. Der nördlich dieser Talung gelegene Teil des Ringgau wird als Nördlicher, der südlichere als Südlicher Ringgau bezeichnet, die schmale Buntsandstein-Südabdachung des Südlichen als Südliche Ringgauvorberge.
Der Ringgau gehört zu den Randplatten des Thüringer Beckens und wird oft als „Insel des thüringischen Trias im Hessischen Bergland“ bezeichnet.
Konkret gliedert sich der Ringgau nach dem Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands wie folgt:
(zu 483 Ringgau–Hainich–Obereichsfeld–Dün–Hainleite)
- 483.4 Der Ringgau
483.40 Südliche Ringgauvorberge
483.41 Südlicher Ringgau
483.42 Netra-Ifta-Talung
483.43 Nördlicher Ringgau
(483.44–47 Südöstliche Fortsetzung des Ringgau)
483.44 Creuzburger Werradurchbruch
483.440 [beckenförmige Talweitung zwischen Hörschel und Creuzburg]
483.441 [Engtalstrecke zwischen Creuzburg und Treffurt
483.45–47 Creuzburg–Eisenacher Graben
483.45 Stedtfelder Platte
483.46 Creuzburg-Eisenacher Senke
483.47 Mihlaer Hochfläche
Landläufig werden mit „Ringgau“ nur die Einheiten 483.40–483.43 bezeichnet. Der Creuzburg–Eisenacher Graben (483.45–47) war auch ursprünglich der Haupteinheit Westthüringer Berg- und Hügelland (481) zugerechnet worden und wird vom BfN bis heute dorthin gezählt
Geologie
Geologisch betrachtet besteht die Hochfläche des in Nordwest-Südost-Richtung verlaufenden Ringgaus aus Muschelkalk, der aus dem Buntsandstein der Hauptscholle des Fulda-Werra-Berglands zwischen Fulda und Werra hervortritt. Nach außen und zum zentralen Graben fällt die Hochfläche in scharfkantigen Schichtstufen ab. Oberer Muschelkalk tritt nur noch auf der Scherbdaer Platte, eine durch den Schnellmannhäuser Bach abgetrennte Muschelkalkplatte im nordöstlichen Ringgau, zu Tage.
Im Zentrum des Ringgaus verläuft der geologische Netra–Creuzburger Graben mit der trogartigen Mulde der Netra-Ifta-Talung, die nach Südosten über die Ifta zur Werra und nach Nordwesten über die Netra zur Sontra entwässert wird. In den Tälern dieser Fließgewässer befinden sich Mergel des Keupers.
Der Südliche Ringgau bricht nach Süden in einer Schichtstufe zum Buntsandstein ab, auf dem der schmale Saum der Südlichen Ringgauvorberge liegt, welche maximal 380 m (nur im Einzelfalle mehr) erreichen. Diese brechen nach Süden wiederum in einer Schichtstufe zum Zechstein bzw. zu den Sedimenten der Werraaue ab.
Geschichte
Der Ringgau zu Zeiten der Innerdeutschen Grenze
Die zwischen 1945 und 1989 bestehende innerdeutsche Grenze traf den fast gänzlich hessischen Südlichen Ringgau nur marginal, teilte den Nördlichen jedoch zentral. Besonders betroffen war die kleine thüringische Gemeinde Großburschla am linken Werraufer, die fast komplett von „Grenzsicherungsanlagen“ eingeschlossen war und nur durch die den Plateaurand querende, bis rund 350 m über NHN aufsteigende Serpentinenstraße nach Schnellmannshausen im Südosten mit der Rest-DDR verbunden war.
Nach dem 13. August 1961 begann die „Aktion Kornblume“, wie die DDR-Behörden zynisch die Zwangsaussiedlung von über 10.000 Menschen in der Grenzregion nannten. Großburschla, das in Steinwurfnähe zu den hessischen Orten Altenburschla und Heldra liegt, durfte nur noch von Anwohnern und Menschen mit besonderer Genehmigung betreten werden. Der ehemalige Grenzstreifen vom Heldrastein nach Südwesten ist bis heute gerodet.
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